Bauern und Bäume brauchen bessere Preise – Fairtrade auf der Süßwarenmesse ISM

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Köln (ots) – Ein Kakaopreis, der eine gute Zukunft ermöglicht – die Realität in
den größten Anbauländern Elfenbeinküste und Ghana sieht leider anders aus, als
dieser schlichte Wunsch: „Der Weltmarktpreis ist zu niedrig, um ein
existenzsicherndes Einkommen zu erreichen. Dazu kommen oft kleine Anbauflächen
und niedrige Ernten“, erklärt Anne Marie Yao, Cocoa Manager von Fairtrade
Africa, auf der Süßwarenmesse ISM. Neben Armut gefährden Klimawandel und die
Abwanderung der Jugend die Lieferketten. Die positive Nachricht: Immer mehr
Unternehmen wollen ihre Lieferketten nachhaltiger gestalten und setzen beim
Rohstoffeinkauf auf Fairtrade. 2019 wuchs der Kakaoabsatz nach ersten
Hochrechnungen um 28 Prozent auf etwa 70.000 Tonnen Fairtrade-Kakao. Inzwischen
liegt der Marktanteil bei rund 15 Prozent. Trotz des Erfolgs fordert Fairtrade
ein Lieferkettengesetz: „Partner, die sich ernsthaft für Nachhaltigkeit
engagieren, haben höhere Kosten und dadurch einen Wettbewerbsnachteil“, sagte
TransFair-Vorstandsvorsitzender Dieter Overath. „Es ist an der Zeit, dass die
Politik nachhaltige Produkte und ethischen Konsum fördert und für einen fairen
Wettbewerb im Sinne der Schwächsten sorgt. “

Über Zertifizierung hinaus: Projektearbeit vor Ort

Wie langfristiges Engagement vor Ort aussieht, zeigt beispielsweise Lidl:
Gemeinsam mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) baute der
Discounter die Landwirtschaftsschule PROCACAO in der Elfenbeinküste auf, die
nach acht Jahren nun auf eigenen Beinen steht. In dieser Zeit wurden dort über
18.000 Farmer im nachhaltigeren Kakaoanbau ausgebildet. Sie konnten ihre Erträge
deutlich steigern und geben zudem ihr erlerntes Wissen weiter. Mit Fairtrade
internationalisierte Lidl in Ghana ein langfristig angelegtes Projekt, bei dem
die Kakaolieferkette von Schokoladentafeln physisch rückverfolgbar ist. „Unser
Engagement in der Elfenbeinküste und in Ghana trägt dazu bei, Lieferketten
transparenter und fairer zu gestalten“, so Florian Schütze, Prokurist CSR
Einkauf bei Lidl International. „Um langfristige Verbesserungen zu erreichen,
hat Lidl sich im Januar im Rahmen der Internationalen Grünen Woche freiwillig zu
existenzsichernden Einkommen in den Lieferketten seiner Eigenmarken
verpflichtet.“

Bäume als Bollwerk gegen den Klimawandel

Der Preisdruck hat nicht nur eine negative Wirkung auf die Menschen. Mehr als 90
Prozent der Urwälder Westafrikas sind verschwunden. Sie fielen unter anderem dem
Kakaoanbau zum Opfer. Um der Zerstörung entgegenzuwirken startete der Schweizer
Schokoladenhersteller Chocolats Halba zusammen mit Fairtrade Africa und weiteren
Partnern ein Projekt in Ghana. 2.500 Bauern werden unterstützt, ihre
Kakao-Monokulturen in biologisch vielfältige Agroforstparzellen umzuwandeln. In
den nächsten drei Jahren werden 400 Hektar Kakaopflanzungen durch Fruchtbäume,
Edelhölzer und Kulturpflanzen, wie Bohnen und Mais, aufgewertet. „Durch die
Methode der dynamischen Agroforstkultur kann die Produktivität der
Kakaopflanzungen wesentlich gesteigert werden. Auf der gleichen Parzelle können
die Bauern Nahrungsmittel und Edelhölzer anbauen, was wesentlich zur Steigerung
ihres Einkommens, zur Klimaresilienz und zum Walderhalt beiträgt“, ist Petra
Heid, Leiterin Nachhaltigkeit Chocolats Halba/Sunray überzeugt.

Vielfältige Probleme brauchen vielfältige Lösungen

Anne Marie Yao von Fairtrade Africa bestätigt, dass verschiedene Ansätze nötig
sind, um die Situation zu verbessern: „Unser Ziel ist es, den Anbau zu
diversifizieren, damit die Menschen Einkommen jenseits von Kakao generieren. Wir
fördern zudem gezielt Frauen, denn sie sind oft diejenigen mit der meisten
Arbeit und dem geringsten Einkommen.“ Yao appelliert an Süßwarenbranche, Politik
und Verbraucher, konsequent auf Fairtrade zu setzen: „Der Mindestpreis gibt
Stabilität und Planungssicherheit. Die Fairtrade-Prämie leistet einen wichtigen
Beitrag, um vor Ort Gemeinschaftsprojekte umzusetzen.“ Fairtrade begrüßt zudem
die Ankündigung Ghanas und der Elfenbeinküste, einen staatlichen Aufschlag für
Kakaopreise einzuführen. „Grundsätzlich ist das eine gute Initiative, von der
alle Bauern, auch die nicht zertifizierten, profitieren könnten“, so Yao.

Fairtrade-Zucker und Honig sowie neue Partner

Auch fairer Zucker und Honig verzeichnen Zuwächse. Insgesamt wurden in
Deutschland 2019 rund 11.700 Tonnen fairer Zucker eingesetzt, ein Plus von 17
Prozent. Die Hälfte kommt als Haushaltszucker auf den Markt, der Rest
verarbeitet in Soft Drinks, Eis und Süßwaren. Die Fairtrade-Honigabsätze stiegen
um acht Prozent auf 1.400 Tonnen.

Als neuer Partner bringt Zentis in diesem Jahr Produkte mit Fairtrade-Kakao auf
den Markt. Die Werbemittelbranche setzt verstärkt auf fair gehandelten Kakao,
darunter CD-Lux, Kalfany Süße Werbung, Vogel´s Süße Werbe Ideen oder Jung Since
1828.

*** Fairtrade auf der ISM: Stand A006, Passage zw. Halle 10 und Halle 11 ***

Pressekontakt:

Pressereferentin
Edith Gmeiner +49 221 942040-94

presse@fairtrade-deutschland.de

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OTS: TransFair e.V.

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