3satKulturDoku „Notre-Dame: Schöner als zuvor? – Die Debatte um den Wiederaufbau“

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Mainz (ots) –

Samstag, 4. April 2020, 19.20 Uhr Erstausstrahlung

Ein Jahr nach dem Großbrand von Notre-Dame de Paris ist noch nicht entschieden, wie das zerstörte Dach der Kathedrale wiederaufgebaut werden soll: originalgetreu oder modern? In ihrer Dokumentation „Notre-Dame: Schöner als zuvor? – Die Debatte um den Wiederaufbau“ zeigt Simone Hoffmann, wie stark die Frage nach der Zukunft von Notre-Dame auch eine Identitätsfrage für Frankreich ist und wie sehr das Symbol der Kirche bereits jetzt politisch genutzt wird. 3sat zeigt die Erstausstrahlung am Samstag, 4. April 2020, um 19.20 Uhr.

„Wir werden die Kathedrale wiederaufbauen, und zwar schöner als zuvor“, verkündete der französische Präsident Macron noch am Brandabend. Architekten aus aller Welt posteten die kühnsten Vorschläge für den Wiederaufbau. Aber soll man überhaupt das 800 Jahre alte Bauwerk zeitgenössisch modernisieren?

Chefarchitekt Philippe Villeneuve kämpft mit seinem Team immer noch um die Sicherung der Kathedrale. Als Leiter der Bauarbeiten sieht sich Villeneuve in der Tradition der mittelalterlichen Bauherren von Notre-Dame. „Vor einem solchen Monument muss man sein Ego einfach wegstecken. Es geht nicht um den Architekten, man stellt sich in den Dienst eines Werkes“, sagt Villeneuve. Für ihn ist ein zeitgenössischer Wiederaufbau absolut indiskutabel. Ganz anders sieht das Stararchitekt Jean-Michel Wilmotte. Bei seinen Erneuerungen historischer Gebäude verwendet er vor allem Materialien wie Titan oder Glas. Das könnte er sich auch für Notre-Dame vorstellen.

Doch beim Wiederaufbau von Notre-Dame geht es nicht nur um einen Architekturstreit, sondern um die Frage, was eine Kathedrale im 21. Jahrhundert ist. Ist sie ein Museum für Touristinnen und Touristen aus aller Welt, das möglichst so aussehen soll, wie es immer aussah? Ist sie ein nationales Symbol – oder eine Kirche mit einer Gemeinde, die hier ihr spirituelles Zentrum findet?

Notre-Dame und seine direkte Umgebung gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Charta von Venedig besagt, dass Denkmäler in den letzten bekannten Zustand zurückversetzt werden müssen. Aber ist der zerstörte Spitzturm aus dem 19. Jahrhundert wirklich ein integraler Bestandteil der mittelalterlichen Kathedrale? War er nicht seinerzeit auch eine moderne Geste? Und gehört es nicht zum Wesen einer Kathedrale, dass sie nie wirklich fertig ist, sondern dass jedes Jahrhundert seine Spuren hinterlässt?

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